Ich werde manchmal gefragt, was ich denn genau damit meine, wenn ich schreibe dass ich sogenannte „mentale Aspekte“ mit in den Gitarrenunterricht einbeziehe. Das ist wahrscheinlich nur ein Marketing Slogan – was? Nein.

Allerdings klingt der Begriff für manche Menschen vielleicht ein wenig esoterisch und daher möchte ich das Thema in diesem Artikel ansprechen, weil es ein immens wichtiger Punkt ist, der Deine Resultate (nicht nur in der Musik) dramatisch beeinflusst. Leider ist dieser vernachlässigte Aspekt DER AUSSCHLAGGEBENDE GRUND, ob die Gitarre und der Gitarrenunterricht für Dich zu etwas wird was Du liebst oder zu einer weiteren Sache, die Du mal ausprobiert und dann aufgegeben hast.

Was also sind konkret mentale Aspekte? Hier einige Beispiele:

• Disziplin

• Talent (und der Zweifel am eigenen Potential…)

• das ständige Vergleichen der eigenen Fähigkeiten mit den Fähigkeiten der Anderen (meistens mit negativer Auswertung…)

• Ausdauer

• Konzentration

• Frustration

• Geduld

• Ungeduld

• Perfektion

• Aufschieben (von Dingen, die ich eigentlich JETZT tun sollte, aber verschiebe und meistens mit etlichen Vorwänden rechtfertige...)

Dies sind ein paar innere Aspekte, mit denen Du auf Deiner Reise als Gitarrist und als Mensch konfrontiert wirst. Es sind Begriffe, die für jede Art von Unterricht immense Wichtigkeit haben. Wenn Dir niemand zeigt, wie Du mit Ihnen umgehst, wird sich das fatal auf die Resultate auswirken, die Du eigentlich erreichen wolltest und Deine Ziele unmöglich machen oder Dir zumindest den Weg unnötig erschweren.
Nehmen wir zwei fiktive Personen. Person A und Person B. Was meinst Du, welche Person von beiden wird mit viel höherer Wahrscheinlichkeit ihr Ziel an der Gitarre erreichen?

Person A: Ist oft frustriert und hat schon einiges im Leben ausprobiert und bald wieder aufgegeben. Hat oft Selbstzweifel, hält sich selbst nicht für talentiert und hatte keine hohen Erwartungen an die eigenen Leistungen: „Das meiste macht ja doch keinen Sinn. Ich wurde schon so oft enttäuscht.

Person B: Denkt sich, dass bestimmte Dinge doch auch für einen selbst möglich sein müssen, wenn man die richtigen Methoden zur Hand hat, sie konsequent anwendet und Ergebnisse beständig auswertet. Diese Dinge müssen möglich sein, weil es Menschen gibt, die es schon können und wenn es sich bei den Beispielen (von denen es sehr viele gibt) nicht komplett um genetische Mutationen handelt – muss ich es auch schaffen können!

Welche Person würde wohl eher aufgeben und welche dabei bleiben? Die Erste oder die Zweite? Natürlich die Zweite. Was ist der Unterschied? Die mentale Einstellung. Die erste Person könnte über die gleichen Fähigkeiten verfügen, wird es aber niemals erfahren, weil sie aufgibt und diese Aufgabe zu ihrer Liste an Niederlagen hinzufügt.

Die mentale Einstellung ist nichts, was wir anfassen können und dennoch bestimmt es vollkommen unsere Handlungsweise. Wenn Du nicht glaubst, dass Du etwas wirklich schaffen kannst – wirst Du es dann mit ganzem Herzen tun? Ich denke nicht. Und dann kannst Du es auch nicht schaffen.

Hattest Du in Deinem Gitarrenunterricht schon mal eine komplette Stunde über das Thema Frustration? Eine Stunde, die Dir erklärt hat woher dieses Gefühl kommt? Eine Stunde mit konkreten Handlungsschritten wie Du mit diesem Gefühl in Zukunft umgehen kannst, um Dich von diesem Gefühl nicht behindern zu lassen? Denkst Du so etwas wäre Zeit- und Geldverschwendung? Ich denke, es wäre wahrscheinlich eine der wichtigsten Stunden überhaupt, wenn Du vorhast über mehrere Jahre oder vielleicht ein Leben lang Musik zu machen… Studiere mal Biografien von klassischen oder auch modernen Gitarristen und Musikern und Du wirst sehen, wie diese Aspekte bei allen auftauchen.

Wie viele Leute kennst Du, die irgendwann mal versucht haben Gitarre zu lernen? Wie viele davon spielen heute noch oder haben eine wirkliche Liebe zur Gitarre und zurMusik entwickelt? Warum gibt ein so hoher Prozentsatz auf ohne jemals ihr Ziel erreicht zu haben? Waren alle diese Menschen untalentiert? Fragen, die Du Dir stellen solltest!

Unterricht ist nicht nur die bloße Weitergabe von Informationen – Unterricht soll Dich vor allem mit der Liebe für eine Sache infizieren! Alles andere erledigt sich dann von selbst! Hast Du mal so einen Lehrer in der Schule gehabt? Jemand, der nicht nur stur die Vorschriften aus Arnsberg eingehalten und sich und andere dabei zu Tode gelangweilt hat – sondern jemand mit Feuer? An solche Menschen erinnert man sich immer! Darum geht es im Unterricht! Informationen zur Theorie, zu bestimmten Bewegungsabläufen und anderen Themen sind wichtig – aber, wenn das alles ist, bleibt der entscheidendste Aspekt vollkommen unberücksichtigt, denn Deine mentale Einstellung ist das Fundament für alles Weitere! Negative mentale Einstellungen sind die Steine auf dem Weg, die Dir die Entdeckung der Liebe für diese Sache ordentlich erschweren – Und diese Steine müssen weggeräumt werden.

Ein wichtiger Bestandteil der musikalischen Reise ist, diese mentalen Prozesse in sich zu beobachten und zu verstehen. Warum? Weil sich der Prozess in Zukunft regelmäßig wiederholen wird und Du dann besser damit umgehen kannst, ohne Dich von Deinem Weg abbringen zu lassen. Diese mentalen Aspekte sind natürlich nicht auf die Musik begrenzt, sondern gelten ganz allgemein für die Erreichung von jeglichen Zielen im Leben.

Informiere Dich mal über Top-Basketballspieler, Top-Golfer, Top-Tennisspieler – sie alle haben einen Coach, der ihnen hilft die richtige Einstellung zu entwickeln. Warum? Weil, sie alle wissen, dass dieser Punkt wichtiger ist als aller anderen Aspekte zusammen. Ohne eine genaue Analyse mentaler Hindernisse können diese Menschen nicht über lange Zeiträume ihr Bestes geben und hätten schon längst aufgegeben. Und genauso geht es auch uns, auch wenn wir keine Top-Golfer sind.

Ich hoffe, dass ich Dir einen kleinen Eindruck geben konnte, wie wichtig mentale Aspekte als integrale Bestandteile des Unterrichts sind.